DAS LEBEN ALS MENSCH: Neulich ….. „Du Judensau! Verpiss Dich!“

von danielanderson1502

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, wenn Sie sich mal so richtig fremdschämen können, dass es nur so eine Art hat. Meine Ohren fangen an zu glühen und über meine Waden läuft eine Gänsehaut, kleine Schauer laufen über meinen Rücken und meine Hände werden kalt wie die Tatzen von Knut selig.

Da verlangt das ZDF (Zweites Deutsches Fernsehen) von Schauspielern, die in Produktionen dieser öffentlich-rechtlichen Anstalt mitgewirkt haben, 500€ dafür, dass die Schauspieler einen einminütigen Ausschnitt der Produktion für ihr Demoband verwenden dürfen. Ins Netz stellen darf man dann diesen Ausschnitt trotzdem nicht, da die Lizenz auf Deutschland beschränkt ist. Man glaubt sich doch tatsächlich im falschen Film, in einer kafkaesken Glosse gefangen, aus der es kein Entrinnen mehr gibt. Da werden nicht nur meine Ohren rot.

https://www.facebook.com/www.bffs.de

Oder die Ankündigung, dass Stefan Raab das Kanzlerkandidatenduell moderieren soll. Welche Pillen hat wer denn da genommen, um auf so eine Idee zu kommen? Warum nicht gleich Angela und Peer vom 10er springen lassen und wer den besten Bauchklatscher hinlegt, hat gewonnen, oder noch besser: eine Runde Kandidatenboxen vielleicht mit Joe Kelly, Elton und Mario Barth in der Jury. Alternativ könnten Angela und Peer auch im Dschungel ausgesetzt werden und man lässt sie leicht bekleidet Känguruhoden fressen.

Oder der schweizerische Nahrungsmittelmulti Nestlè und sein zynischer, respektloser, menschenverachtender Umgang mit natürlichen Ressourcen wie Trinkwasser.

http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/Dokufilm-uebt-massiv-Kritik-an-Nestle/story/31103319

Und dann auch noch unser geliebter Amazon-Onlineshop, wo wir zum „Geiz-ist-geil-Preis“ allen möglichen und unmöglichen Scheißdreck jagen können. Und weil das so ist, schuften Zeitarbeiter unter Bedingungen, die ähnlich sind wie die Verhältnisse, derentwegen der Kommunismus als Ideologie in der Weltgeschichte auftauchte. Und hier darf man sich auch ruhig mal persönlich und nicht fremdschämen. Denn wir alle machen uns keine Gedanken darüber, wieso eigentlich die Sachen bei Amazon, bei Aldi, Lidl, Zalando, KiK etc. so verdammt billig sind. Wo wird denn da gespart? Eine Antwort gibt’s hier:

http://www.ardmediathek.de/das-erste/reportage-dokumentation/ausgeliefert-leiharbeiter-bei-amazon?documentId=13402260

Und noch eine gibt’s hier:

http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/markencheck/sendungen/apple-100.html

Wir alle müssten uns schämen, denn wir alle sind die modernen Sklavenhalter, wenn wir ohne nachzudenken den Turbokapitalisten ihren Müll abkaufen. Wir machen mit unserer Naivität Sklavenarbeit möglich.

Und ganz manchmal schäme ich mich fremd für einen Menschen, der mir von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht, für seinen Hass, für seine Dummheit, für den Körpergeruch, den er so penetrant verströmt. Und gleichzeitig bekomme ich Angst, dass es in Deutschland für Menschen wie mich nun doch langsam wieder nicht mehr sicher ist. Ich wartete auf dem Flughafen Berlin-Tegel auf 4 Touristen aus Israel und stand mit meinem Schild „Holyday Aviation Israel“ in der Hand vor dem Ankunftsgate. Ein paar Meter weiter wartete eine offensichtlich muslimische Großfamilie auf Angehörige, die mit der selben Maschine landen sollten. Aufmerksam wurde ich auf die Familie, weil sie sich plötzlich sehr laut in meine Richtung unterhielten und mit Blicken und Fingern auf mich zeigten. Schließlich löste sich ein junger Mann aus der Gruppe, nahm einer Frau ein Kleinkind aus den Armen und kam zu mir. Er stellte sich wenige Zentimeter vor mich, sodass ich seinem penetranten Schweißgeruch riechen musste und sagte in gebrochenem Deutsch die schönen Sätze, die wie aus einer längst vergangen geglaubten Zeit in mein Gesicht zu wehen schienen: „Du seien eine Judensau! Verpissen Dir!“ Mein Adrenalinspiegel stieg augenblicklich so hoch wie vor meinem ersten Bungee-Sprung. Meine Hand in der Manteltasche ballte sich unwillkürlich zu einer Faust und mir wurde plötzlich klar, wie man sich fühlen muss, wenn Kinder als menschliche Schutzschilde missbraucht werden. „Wie bitte?“, sagte ich so ruhig wie möglich. Und der Mann entblödete sich tatsächlich nicht, seine Tirade näher zu erklären: „Dasse da iste nichte Israel, dasse iste Palästina.“ Dabei klopfte er mit ausgestrecktem Zeigefinger auf mein Schild. Die Scham, die ich angesichts dieses Ausfalls empfand, die Wut über soviel Dummheit und seine Ausdünstungen, raubten mir für einen Moment den Atem. Dann versuchte ich ein Lächeln, was mir auch ganz gut gelang: „Mein Freund, es heißt nicht ‚Du seien Judensau! Verpissen Dir‘ sondern ‚Du Judensau! Verpiss Dich‘, Inschala, Allahu Akbar.“

Der Mann glotzte mich völlig verständnislos aus nervös zitternden Augen an. Als er nach einer gefühlten Ewigkeit verstand, dass ich auf seine Kosten einen Witz gemacht hatte, begannen seine Kiefer zu mahlen und seine Hand umklammerte das Kind auf seinem Arm vor Wut so fest, dass es anfing zu schreien. Die Mutter kam herbeigeeilt und zog Mann und Kind von mir weg in sichere Entfernung – für wen der Sicherheitsabstand gedacht war, ob für mich oder für ihn mit Kind, konnte ich nicht wirklich erkennen.

Schma Israel!